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Der Blick aus der Zukunft

SchlossÖkonomie Eggenfelden–Gern/DE
3.3.–1.4.2001
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.
KünstlerInnen: Siegrun Appelt, Peter Assmann, Sepp Auer, Heiko Bressnik, Uwe Bressnik, Andrea Eßwein und Peter Stamer, Verena von Gagern, Doris Hadersdorfer, André Hasberg, Emmerich Hörmann, Rudolf Huber-Wilkoff, Horst M. Jaritz, Toni Kirchmair, Vera Kratzer, Ernst Kreuzmair, Dagmar Pachtner, Leo Schatzl, Sebi Seebauer, Peter Sommerauer, Otto Steidle, Georg Thuringer, Walter Weer, Erwin Wurm und Fabio Zolly.
Performance der Theatergruppe „Die Spieler“ unter der Leitung von Nikola Rothmann.
Vorwort des Katalogs, Petra Noll:

Nach drei Ausstellungen zu den 1960er-, 1970er-/80er- und den 1990er-Jahren werden in dieser Ausstellung aktuelle, interdisziplinäre, zum Teil auch interaktive Installationen, Objekte, Bilder, Fotos und Videos von 25 deutschen und österreichischen KünstlerInnen präsentiert. Es sind nicht nur Bildende KünstlerInnen, sondern auch Vertreter von Grenzbereichen der Kunst beteiligt. Gezeigt werden die Arbeiten im Ross-Stall, in einem unrenovierten Brauereiraum sowie im Außenbereich.
Wir stehen am Anfang des neuen Milleniums, das durch das Buch des Science-Fiction Autors Arthur C. Clarke und den dazugehörigen Film ‚2001 – Odyssee im Weltraum’ von Stanley Kubrick von 1968 eine Art Symbol für die technische Eroberung des Kosmos’ und die Suche nach außerirdischem Leben geworden ist. Auch wenn vieles Utopie geblieben ist, so stehen wir doch an einem zeitgeschichtlichen Punkt, an dem die Vorstellung von den Möglichkeiten der Technik uns in Euphorie versetzen könnte. Es sieht  so aus, als könnte wirkliche Neues nur noch mit der Steigerung technischer Errungenschaften geschaffen werden. Die Medienkunst nimmt für sich in Anspruch, die zukunftsträchtigste Kunst zu sein. Peter Weibel, Medienkünstler und Leiter des Zentrums für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe, ist der Ansicht, dass nur die Neuen Medien neue Daseinsformen eröffnen. „In zehn Jahren“, so auch der Philosoph und Kunsttheoretiker Boris Groys, „wird das bewegte Bild zu einem Leitmotiv werden, wie es die Malerei im 18. Und 19. Jahrhundert war.“ Ähnlich sah es auch Philosoph Vilém Flusser, der neue Kreativität und Freiheit für die Kunst in der Ersetzung der natürlichen Welt durch eine technische Supra-Realität sah.
Nun sehen wir in dieser Ausstellung, obwohl es um das Thema Zukunft geht, keine High-Tech-Kunstwerke, keinen Cyperspace und keine Science-Fiction-Welten, sondern vielmehr die Tendenz zu Low-Tech bzw. zur Verwendung „armer“ Materialien, wenngleich diese auch in innovativer Weise verwendet werden. Das ist keine Absage an die technischen Medien, sondern ein Platzverweis des Anspruch als alleinige richtungsweisende Tendenz. Krasser formulierte es Ausstellungsmacher Harald Szeemann. Für ihn bleibt Kunst tendentiell ‚archaisch’. Seiner Meinung nach dominieren in Zukunft installative Arbeiten, die sich auf den direkten Kontakt mit den BesucherInnen im realen Raum konzentrieren. „Nur weil die Technik leichter nutzbar und preiswerter wird“, so Szeemann, „müssen nicht alle Leute digitalisieren.“
Diese Ausstellung trägt den Titel ‚Der Blick aus der Zukunft’ – bewusst nicht ‚in die Zukunft’. Die Zukunft ist eine spekulative Größe. ‚Der Blick aus der Zukunft’ fällt auf das einzig Reale, das Hier und Jetzt – ein Blick, der mit Offenheit für die Zukunft die Gegenwart analysiert und gestaltet. KünstlerInnen machen das in Form von Fragen, Irritationen und Ironie: In den hier präsentierten Arbeiten beschäftigen sie sich mit kunstimmanenten, existentiellen und gesellschaftlichen Fragen. Dazu gehört die Auseinandersetzung mit kommunikativen Strukturen (Peter Assmann, Peter Sommerauer, Rudolf Huber-Wilkoff) und digitaler Vernetzung (Doris Hadersdorfer, Walter Weer), die uns schnellen Kontakt überallhin und größtmögliche Information verspricht, die aber auch Orientierungslosigkeit  und
Identitätsprobleme (Andrea Eßwein) birgt. – Globalisierte Kommunikationsstrukturen gehen einher mit technisch möglich gemachter Überwindung von Raum, Körper und Zeit. Schnell und günstig kommen wir nicht nur akustisch, sondern auch physisch in nahezu alle Orte der Welt (Otto Steidle). Mit unserer durch die technischen, die Informationsflut sowie durch die Schnelllebigkeit der Zeit veränderten Wahrnehmung beschäftigen sich Siegrun Appelt, Sepp Auer, Verena von Gagern, Leo Schatzl, Sebi Seebauer, Georg Thuringer und Fabio Zolly. – Materialität und Immaterialität bestimmen unsere Welt und Vorstellung in besonderem Maße (Dagmar Pachtner, Erwin Wurm, Toni Kirchmair, André Hasberg und Heiko Bressnik). – Gesellschaftliche Probleme werden auf sehr subtile Weise von Uwe Bressnik und Vera Kratzer angesprochen. – Die Macht der Unterhaltungsindustrie, die alle gesellschaftlichen Bereiche inklusive der Kunst besetzt, ist ein wesentlicher Aspekt, wenn man sich Gedanken um die Zukunft macht (Horst Jaritz). – Installativ inszenierte Statements von Philosophen vervollständigen die umfangreiche Schau – zum einen die Schnur von Emmerich Hörmann, die von der Brauerei ins Obergeschoss des Ross-Stalls führt, quer durch diesen gespannt ist und über Heidegger-Zitaten zum Thema Zeitlichkeit mit einem Pendel endet – ist sie der rote Faden durch die Ausstellung? Desweiteren die von Ernst Kreuzmair ‚eingeweckten’ Zitate historischer Philosophen und das 21. ungefüllte Glas für künftige Theorien.

 
 
1) Ausstellungsansicht
2) Ausstellungsansicht.
3) Ausstellungsansicht
4) Ausstellungsansicht
5) Ausstellungsansicht
6) Ausstellungsansicht  
7) Ausstellungsansicht
8) Ausstellungsansicht_Andrea Eßwein und Peter Stamer
9) Ausstellungsansicht
10) Ausstellungsansicht_Leo Schatzl
11) Otto Steidle_Turm des Nomaden