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Deutschland fliegt zum Mond – Junge westdeutsche Kunst am Ende der 60er-Jahre

Landesgalerie im Oberösterreichischen Landesmuseum Linz
Museumsstr. 14, 4010 Linz/AT
17.9.-26.10.2003
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.
KünstlerInnen: Horst Antes, Dieter Asmus, Thomas Bayrle, Rolf-Gunter Dienst, Rudolf Huber-Wilkoff, Konrad Klapheck, Werner Knaupp, Dieter Krieg, Michael Langer, Uwe Lausen, Heinz Mack, Rune Mields, Peter Sorge, Klaus Staeck, Timm Ulrichs und Hannsjörg Voth.
Exposé zur Ausstellung, Petra Noll:

Es ist die Absicht dieser Ausstellung, mit den Arbeiten von 16 KünstlerInnenn (Jahrgänge ca. 1935-42) aus den verschiedensten westdeutschen Regionen zu belegen, dass Westdeutschland im Laufe der 60er Jahre trotz der damaligen amerikanischen Dominanz eine eigenständige Kunst ausgeprägt hat. Obwohl in der westlichen Welt allgemein zu dieser Zeit kein übergreifender Zeitstil herrschte, sondern die Künstlerpersönlichkeiten und Stile so vielfältig wie nie waren, gab es damals eine große Tendenz: die „Entmachtung” des Informel. Es ist „nicht zu übersehen, dass die Auspeitungen der Leinwände, die rauschhaften Martyrien der Steine und Hölzer sich offensichtlich erschöpft haben...“ (Thomas Grochowiak im Katalog zur Ausstellung ‚aktivia 71’). Bei der documenta 1964 noch stark vertreten, nahm die Bedeutung des Informel im Laufe der 60er Jahre immer mehr ab, und es entwickelten sich zahlreiche, sehr verschiedene Gegenbewegungen.
Eine der zahlreichen Strömungen gegen das Informel war die neue figurative Kunst, die sich in den 60er Jahren in den USA als Pop Art artikulierte, in Westdeutschland dagegen zur Reaktivierung eines neuen kritischen Realismus in variantenreichen Ausprägungen führte. Die 60er Jahre in Deutschland sind eine Zeit des Versuchs, aus der Enge der Nachkriegszeit auszubrechen. Sie sind gekennzeichnet durch die Suche nach der eigenen Identität und den optimistischen Aufbruch mit idealistischen Zielen. Es war eine besondere Zeit für Deutschland, die ihren Höhepunkt in den 68er/69er Jahren mit der Studentenbewegung erlebte, um schon kurz danach wieder einer Ernüchterung Platz zu machen.
Die umwälzenden politischen Ereignisse der Zeit, die zunehmende Technisierung sowie die Konsumorientiertheit der damaligen Gesellschaft hatten die Künstler am Ende der 60er Jahre dazu geführt, Kunst und Gesellschaftskritik stärker miteinander zu verbinden, um die Kunst aus der gesellschaftliche Isolation zu befreien und mehr Öffentlichkeit zu erreichen. Man strebte die Lösung der Kunst aus der ihr häufig vorgeworfenen Unverbindlichkeit und rein ästhetischen Auseinandersetzung an. Besonders für die Malerei, die immer mehr in Frage gestellt wurde, bot der gesellschaftskritische Aspekt eine neue Chance, nicht nur in Abgrenzung zum Informel, sondern auch zu der als zu wenig kritisch empfundenen amerikanischen Pop Art.
Die Malerei nimmt einen sehr dominanten Bereich in der Ausstellung ein, und es wird gezeigt, dass sie als traditionelles Medium neben den damals neu entstandenen Darstellungsformen nicht nur ihre „Daseinsberechtigung”, sondern neue Aussagekraft gewonnen hat. Der Neue Realismus in Westdeutschland grenzte sich nicht nur gegen das Informel und die realistische Kunst in Ostdeutschland ab, sondern auch gegen die als zu wenig kritisch empfundene, allerdings noch 1968 in der documenta stark rezipierte US-Pop Art.

Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt der Ausstellung war die Op Art, die in Westdeutschland mit den lichtkinetischen Plastiken und raumgreifenden Lichtereignissen der Gruppe Zero, hier durch Heinz Mack vertreten, international Anerkennung erlangte.
Der Erweiterung des Kunstbegriffs zu dieser Zeit in Richtung Aktion, Event, Happening und Environment wird mit installativen Arbeiten und Dokumentationsfilmen in der Ausstellung Rechnung getragen.
Die Ausstellung stellt insofern eine Besonderheit dar, als es eine Zusammenstellung junger westdeutscher Kunst vom Ende der 60er Jahre in dieser Form (subjektiv ausgewählte Positionen) seit der Zeit ihrer Aktualität nicht mehr gegeben hat.
So konnte auch ein Katalog erstellt werden, der nach langer Zeit und mit viel Abstand ausdrücklich nur die Kunst einer Nation zu einer bestimmten, sehr ereignisreichen Zeit beschreibt – Westdeutschland am Ende der 60er Jahre.

 
 
1) Ausstellungsansicht
2) Ausstellungsansicht
3) Ausstellungsansicht
4) Ausstellungsansicht
5) Ausstellungsansicht
6) Horst Antes
7) Hannsjörg Voth
8) Ausstellungsansicht
9) Ausstellungsansicht
10) Timm Ulrichs
11) Ausstellungsansicht
12) Timm Ulrichs
13) Timm Ulrichs
14) Ausstellungsansicht